Welches Nahtmaterial für welche Wunde? Informationen und Übersicht

Hochwertiges Nahtmaterial wird für verschiedenste Arten von Wundverschlüssen an Mensch und Tier eingesetzt. Je nach Gewebe, Wundgröße oder Belastung müssen die Nahtmaterialien individuell gewählt werden. Denn nicht jedes Nahtmaterial passt zu jeder Wunde. Die Hersteller geben grundsätzlich eine relativ umfassende Auskunft darüber, welches ihrer Nahtmaterialien für welche Wunden verwendet werden kann. Die Recherche ist jedoch häufig etwas kompliziert und aufwändig. Aus diesem Grund präsentieren wir Ihnen nachfolgend umfassende Informationen sowie eine kleine Übersicht zu diesem Thema.

Warum müssen Nahtmaterialien speziell ausgewählt werden?

Nahtmaterialien besitzen verschiedene Eigenschaften: Sie können resorbierbar und nicht resorbierbar sein, unterscheiden sich hinsichtlich der Fadenstärke und der Elastizität sowie der Oberflächenbeschaffenheit und des strukturellen Aufbaus. Dadurch sind die verschiedenen Nahtmaterialien optimal an unterschiedliche Aufgaben angepasst: Sie halten große Belastungen aus, lösen sich nach kürzester Zeit von allein auf oder haben eine lange Haltbarkeit. Jede Wunde bzw. jeder Wundverschluss verlangt nach speziellen Anforderungen an das Nahtmaterial, damit der Heilungsprozess optimal ablaufen oder Nahtrisse und Entzündungen verhindert werden können. Umso wichtiger ist, dass die Hersteller von Nahtmaterial unterschiedliche Produkte entwickeln, die an die spezifischen Anforderungen angepasst sind.

Nahtmaterial auswählen: Welche Wunde verlangt nach welchem Nahtmaterial?

Die nachfolgenden Ausführungen geben einen kurzen Überblick darüber, welches Nahtmaterial für welche Wunde geeignet ist. Beachten Sie bitte, dass die aufgeführten Vorschläge unverbindlich sind und keine Anwendungs- oder Handlungsempfehlungen darstellen. Berücksichtigen Sie unbedingt immer die Anwendungsempfehlungen der Hersteller und setzen Sie sich bei Fragen zur Anwendung des Nahtmaterials stets mit diesen in Verbindung.

Resorbierbar oder nicht resorbierbar?

Immer dann, wenn die Nahtfestigkeit einer Wunde spät eintritt oder die Entfernung des Fadens vorgesehen ist, ist der Einsatz von nicht resorbierbarem Nahtmaterial empfohlen. Das betrifft beispielsweise Nähte, die in der Haut gesetzt werden, aber auch Nähte in bradytrophem Gewebe. Bei Wundverschlüssen mit spät einsetzender Nahtfestigkeit kann gegebenenfalls alternativ auf resorbierbares synthetisches Nahtmaterial mit langer Halbwerts- und Auflösezeit zurückgegriffen werden. Stellt sich die Nahtfestigkeit sehr schnell nach dem Wundverschluss ein oder sollen bzw. können die Fäden nicht gezogen werden, ist resorbierbares Nahtmaterial zu wählen. Das betrifft beispielsweise sämtliche Nähte, die in Gewebe, wie etwa im Magen-Darm-Bereich oder in Muskeln, gesetzt werden. Je nachdem, wie schnell die geschätzte Nahtfestigkeit eintritt, ist zwischen schnell resorbierbarem Nahtmaterial und solchem mit mittlerer Halbwerts- und Auflösezeit zu wählen.

Beispiele: Ausgewähltes Nahtmaterial für bestimmte Gewebeeigenschaften

Hautverschluss

Die durchblutete Hautschicht Dermis besteht aus überaus robustem, gleichzeitig sehr dichtem Bindegewebe, das seine ursprüngliche Festigkeit nach einem Wundverschluss nur langsam wieder erreicht. Deshalb wird oft Nahtmaterial mit mittlerer Reißfestigkeit empfohlen, um die auf der Wunde lastende Spannung auszugleichen bzw. auszuhalten. Resorbierbares Nahtmaterial wie etwa MONOCRYL® von Ethicon oder MONOSYN® von B.Braun können für diese Art von Wunden verwendet werden. Für nicht resorbierbares Nahtmaterial empfiehlt sich für den Hautverschluss ETHILON® oder PROLENE® von Ethicon.

Oralchirurgie

In der Oralchirurgie wird in einigen Bereichen nicht resorbierbares Nahtmaterial eingesetzt. Insbesondere dort, wo die Fäden schnell und unkompliziert wieder entfernt werden können. Ein Beispiel für nicht resorbierbares Nahtmaterial, das für die Oralchirurgie empfohlen wird, ist PH-Seide® von Ethicon. Als resorbierbare Fadenvariante empfiehlt sich VICRYL® von Ethicon oder NOVOSYN® von B.Braun.

Plastische Chirurgie

In der plastischen Chirurgie ist überwiegend resorbierbares Nahtmaterial mit besonders scharfen Nadeln Standard. Besonders wegen des kosmetischen Ergebnisses ist ein perfekter Hautverschluss mit geringstmöglicher Narbenbildung die Anforderung.  Hierzu empfiehlt sich MONOCRYL® von Ethicon oder MONOSYN® von B.Braun.  Als Nadel wird gern eine schneidende Nadel mit Präzissionsspitze (P bzw. PS bei Ethicon oder DSMP bei B.Braun) verwendet.

Weichteilchirugie

Für die Chirurgie im Körper an sämtlichen Weichteilgewebe wird in Human- und Veterinärmedizin überwiegend mit resorbierbaren und meist geflochtenen Nahtmaterial operiert. Der Goldstandard ist hier VICRYL® von der Firma ETHICON. Die geflochtene Struktur bewirkt auch bei dünnen Fadenstärken eine hohe Reißkraftbeständigkeit und die Eigenschaft sich selbst aufzulösen, machen ihn zu einem breit anwendbaren Faden im Weichteilgewebe. Alternativ zu VICRYL® erfüllen auch NOVOSYN® von B.Braun, POLYSORB® von Medtronic und SERAFIT® von Serag-Wiessner gleiche Eigenschaften.